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Hallo Oberbillwerder!
Mitmacher Jan Ninnemann

„Oberbillwerder kann einen großen Beitrag für die Zukunft der urbanen Mobilität leisten“, glaubt Professor Dr. Jan Ninnemann, akademischer Leiter des Bachelor-Studiengangs Logistics Management an der HSBA Hamburg School of Business Administration. Er ist ein gefragter Experte, wenn es um die zukünftigen Herausforderungen im Bereich City-Logistik geht.

Foto von Jan Ninemann

Ninnemann selbst ist in Hamburg geboren und hat an der Universität Hamburg Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Logistik und Regional- und Verkehrswissenschaft studiert. „Insofern habe ich viele der Themen quasi auch schon im Hochschulstudium gelernt, habe dann zum Thema Seehafenwettbewerb in Europa promoviert.“

Nach ersten beruflichen Stationen im Consultingbereich gründete Jan Ninnemann 2008 gemeinsam mit einem Kollegen die „Hanseatic Transport Consultancy“ (HTC), eine Strategie- und Managementberatung für Transport, Verkehr und Logistik. Als Experte und innerstädtische Zustelllogistik wurde HTC gemeinsam mit ARGUS studio/ von der IBA Hamburg beauftragt, ein City-Logistikkonzept für den Stadtteil Oberbillwerder zu entwickeln. „Wir versuchen Logistikkonzepte für einzelne Städte, Stadtteile, Quartiere zu entwickeln, um eben dort den Verkehr umweltfreundlicher, stadtverträglicher auszugestalten.“

Für Oberbillwerder sieht Jan Ninnemann vor allem in der Vielzahl an Lieferverkehren eine große Herausforderung: „Es werden auch in Oberbillwerder eines Tages eine Vielzahl an Paketen ankommen. Stand heute kann man sagen, dass jeder Hamburger im Durchschnitt 60 bis 80 Pakete pro Jahr bekommt.“ Hinzu kommen Lieferverkehre für Restaurants, Einzelhandel, Handwerker und Entsorgung. „Das heißt, die Pakete müssen irgendwie intelligent in den Stadtteil kommen, aber natürlich haben wir in Oberbillwerder noch eine weitere Herausforderung, durch die lange Bauphase. Da ziehen viele Leute neu ein. Das heißt, wir haben viele Anlieferverkehre für Küchenbau, Möbel, Handwerker sowie für die Baustellen selbst, die alle sinnvoll abgewickelt werden müssen.“

Hinzu kommt aus Jan Ninnemanns Sicht der Aspekt, dass Oberbillwerder als autoarmes Quartier konzipiert wurde: „Hier besteht die große Chance, das von Beginn an mitzudenken, die Logistik-Hubs an den logistisch auch richtigen Orten frühzeitig zu platzieren, entsprechend richtig in der Größe, Ausstattung und Anbindung richtig zu dimensionieren.“

Anstatt dass jeder Bewohner sein Paket regelhaft direkt vor der Haustür geliefert bekommt, soll es in Oberbillwerder zentrale Anlaufstationen wie Paketstationen an den Mobility Hubs geben. „Das heißt, ich kann nicht mehr erwarten, dass mir mein Paket bis vor die Haustür geliefert wird, dass der Paketbote also an der Tür klingelt und mir mein Paket übergibt, sondern ich werde mich auch hier darauf einstellen müssen, dass es andere Lieferstrukturen gibt. Vorzugsweise werde ich eben auch mir mein Paket irgendwo abholen müssen.“ Von den geplanten Mobility Hubs aus sollen dann womöglich auch Lastenräder für die letzte Meile eingesetzt werden.

Für die Zukunft sieht Jan Ninnemann sogar noch weitere Möglichkeiten: „Natürlich wird es noch andere Lösungen geben: Wir können uns sicherlich auch vorstellen, dass es da eine engere Verknüpfung wieder mit dem Thema Mobilität gibt, das heißt, wenn ich vielleicht in 10, 15 Jahren autonom fahrende Kleinbusse habe, die durch das Quartier fahren, dann können natürlich die auch in Off-Peak-Zeiten dazu genutzt werden, um als mobile Paketstation irgendwie rumzufahren oder auch eben Pakete mit auszuliefern.“

Professor Ninnemann glaubt daran, dass Oberbillwerder insgesamt einen großen Beitrag für die Zukunft der urbanen Mobilität leisten kann. „Wie gelingt es, sage ich mal, mehr Leute davon zu überzeugen, das Auto stehen zu lassen oder ganz auf ein Auto zu verzichten, das Fahrrad und/oder den ÖPNV zu nehmen, da tun wir uns ja immer noch schwer. Aber mit Oberbillwerder schaffen wir eben neue Rahmenbedingungen, die es auch viel einfacher machen, auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen. Das hätte Modellcharakter als Treiber für die gesamte Verkehrswende in den Städten.“