Im Dialog
IBA Hamburg: Überall duftet und blüht es bei Ihnen. Was ist das Besondere am Vierländer Rosenhof?
Jan D. Janßen: Es ist wahrscheinlich die Mischung. Natürlich sind da die Rosen – jede für sich schon ein kleines Kunstwerk – aber es ist auch die Atmosphäre. Wer den Hof betritt, spürt sofort, dass hier mit Herz gearbeitet wird. Es geht nicht nur um den Verkauf von Pflanzen, sondern um eine Kultur – um Rosenwissen, um Begeisterung, um eine gewisse Ruhe. Und dann spielt natürlich auch die Lage eine Rolle: Die Vier- und Marschlande haben einfach eine besondere Kraft.
IBA Hamburg: Ihre Familie ist tief in der Region verwurzelt. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Jan D. Janßen: Ich bin tatsächlich mit dem „Gärtner-Gen“ geboren – meine Eltern stammen beide aus alteingesessenen Gärtnerfamilien hier in der Region. Mein Großvater hatte noch Vieh, mein Vater hat dann auf Gartenbau umgestellt. Ich selbst habe nach der Meisterschule gemerkt, dass mein Herz für die Rosen schlägt. Es war also kein klassischer Generationswechsel mit klarer Übergabe, sondern eher eine organische Entwicklung. Ich wollte etwas Eigenes schaffen – mit Bezug zur Familientradition, aber mit meiner ganz eigenen Handschrift.

IBA Hamburg: Und diese Handschrift zeigt sich vor allem in der Sortenvielfalt?
Jan D. Janßen: Genau. Ich habe über die Jahre eine Sammlung aufgebaut, die in dieser Dichte und Qualität selten ist. Viele Sorten habe ich auf Reisen entdeckt – etwa in England, dem Ursprungsland der modernen Gartenkultur. Besonders beeindruckt hat mich Mottisfont Abbey, wo Graham Stuart Thomas eine der bedeutendsten Rosensammlungen Europas angelegt hat. Solche Orte haben mich geprägt. Heute wachsen bei mir historische Sorten, Rambler, botanische Rosen, Wildrosen – viele davon bekommt man im normalen Handel nicht.

IBA Hamburg: Sie bieten neben dem Verkauf auch Seminare an. Was erwartet die Besucher:innen dort?
Jan D. Janßen: Ich finde, Pflanzen sollte man nicht nur kaufen, man sollte sie auch verstehen. Deshalb gibt es bei uns regelmäßig Workshops – zur richtigen Pflege, zum Schneiden, zum Veredeln. In kleinen Gruppen lernen die Teilnehmer:innen ganz praktisch, was eine Rose braucht, damit sie lange gesund und schön bleibt. Das Ganze findet natürlich mitten in der Blütenpracht statt – und wer mag, lässt den Tag bei einem Stück Rosentorte und Kaffee im Hofcafé ausklingen. Mit echter Rose im Teig, versteht sich.
IBA Hamburg: Was sagen Sie Gartenanfänger:innen, die sich an Rosen noch nicht herantrauen?
Jan D. Janßen: Dass sie es einfach versuchen sollen. Rosen haben den Ruf, empfindlich zu sein – aber das stimmt so nicht. Sie sind tiefwurzelnde, robuste Pflanzen, die mit Trockenheit erstaunlich gut zurechtkommen. Wichtig sind ein heller Standort, ein guter, humoser Boden und etwas Dünger. Wer sich einmal mit Rosen beschäftigt hat, bleibt oft ein Leben lang dabei.

IBA Hamburg: Gibt es eine Sorte, auf die Sie besonders stolz sind?
Jan D. Janßen: Ich habe selbst einige Sorten gezüchtet – darunter auch die „Vierlandenperle“, eine Reminiszenz an einen besonderen Ort. Aber ehrlich gesagt: Jede Rose hat ihren eigenen Reiz. Historische Gallica-Rosen duften oft intensiver, Ramblerrosen sind echte Kletterkünstler, und die botanischen Wildrosen haben eine ganz natürliche Eleganz. Es kommt immer auf den Garten – und auf den Menschen an.

IBA Hamburg: Sie haben Kundschaft aus ganz Norddeutschland. Wie erklären Sie sich das Interesse?
Jan D. Janßen: Viele kommen gezielt, weil sie wissen, was sie suchen – und weil sie den Hof als Ort erleben wollen. Ich bin selten auf klassischen Wochenmärkten unterwegs. Stattdessen findet man uns auf Pflanzenmärkten wie dem Stockseehof – Orte, an denen es nicht um Masse, sondern um Leidenschaft geht. Und viele Menschen wollen wissen, wo ihre Rosen herkommen – wie sie gezogen wurden, unter welchen Bedingungen.
IBA Hamburg: Hamburgs neuer Stadtteil Oberbillwerder wird viele neue Gärten bekommen. Wie sehen Sie das als Gärtner?
Jan D. Janßen: Ich hoffe, dass die Menschen dort mutig sind und einfach loslegen. Es braucht keinen riesigen Garten – auch auf dem Balkon kann man Rosen pflanzen. Die Rose ist ideal, um sich langsam an Gartenarbeit heranzutasten. Und wer einmal infiziert ist, bleibt dabei. Ob es eine Oberbillwerder-Rose geben wird? Wer weiß. Der Name müsste auf jeden Fall poetisch klingen – Rosen mit Politiker- oder Städtenamen verkaufen sich eher schlecht, das habe ich gelernt.
