„Wenn wir uns nicht melden, läuft’s.“, verspricht Transportunternehmer Jörg Heinsohn seinen Kund:innen. Der waschechte Hamburger, aufgewachsen in Hamm und früher wohnhaft in St. Pauli, Eimsbüttel und Altona, ist seit über 30 Jahren als selbstständiger Transportdienstleister unterwegs – eine beachtliche Leistung, die ihm 2017 die Ehrenurkunde der Handelskammer Hamburg einbrachte. „Die ist besser als jede Schufa-Auskunft oder Betriebswirtschaftliche Auswertung“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Heute lebt er nicht mehr mitten in der Stadt, sondern in Bergedorf: zuerst in Kirchwerder, später Alt-Nettelnburg, inzwischen einen Kilometer weiter. Was ihn dort hinzieht? Die Nähe zur Natur, das Fahrradwegenetz, die Seen und eine Lebensqualität, die ihm in der Stadt fehlte: „Man kann hier 50 Kilometer Fahrrad fahren, ohne eine Ampel zu sehen. Und ich versuche im Sommer, jeden Tag in einen See zu springen.“
Jörg Heinsohns berufliche Wurzeln liegen im Musikbereich: Er betrieb einen Verleih für Musikanlagen, baute in Clubs wie dem Molotow, der Roten Flora oder der kleinen Markthalle die Beschallung auf, betreute Konzerte und holte das Equipment nachts wieder ab. „Das war eine begeisternde, aber auch sehr harte Zeit“, erzählt er. Als sich die Branche Ende der 90er wandelte, veränderte sich auch sein Geschäft: „Statt eigene Anlagen zu vermieten, organisierte ich zunehmend Transporte – für andere Veranstalter, Unternehmen und Institutionen.“
Was geblieben ist: seine Liebe zum Jonglieren mit Zeit, Raum, Material und Menschen. Heute fährt er mit einem 3,5-Tonner durch Hamburg und das Umland, unterstützt von einem festen Mitarbeiter und einem Netzwerk an Leuten, „die mein Arbeitsethos teilen“.
Sein Weg nach Oberbillwerder führte – wie so vieles in seinem Leben – über Umwege. „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, wie genau ich zur IBA gekommen bin“, sagt er schmunzelnd. Wahrscheinlich über frühere Projekte und Kontakte. Der erste Auftrag war eine Quartierseröffnung in Harburg, ein Sonntagsjob im Rahmen eines Projektdialogs. „Wenn der Auftrag klar kommuniziert ist, kann am Sonntag eigentlich nichts mehr schiefgehen.“
Seither ist Jörg Heinsohn regelmäßig für die IBA Hamburg unterwegs: Er transportiert das Dialogbike, bringt Ausstellungswände und Materialien für Veranstaltungen – auch bei Preisgerichten. „Wir liefern an, bauen auf, holen wieder ab, aber wir sind nicht bei den Veranstaltungen dabei.“ Die Arbeit findet meist im Hintergrund statt, dafür aber mit großer Verantwortung und viel Vertrauen.
Ich wünsche mir schöne und vor allem bezahlbare Wohnungen – das ist die Grundvoraussetzung.

Jörg Heinsohn erlebt die Stadtentwicklung hautnah. Besonders bei Umzügen spürt er, wie sich Hamburg verändert und wie schwierig es geworden ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Ich frage meine Kunden immer: ‚War’s einfach, eine Wohnung zu bekommen?‘ Fast alle sagen: ‚Nein, wir hatten einfach Glück.’“
Er beobachtet neue Dynamiken: Wohnungstauschmodelle, bei denen zwei Menschen zusammenziehen, während ein Dritter auszieht – manchmal gleichzeitig, manchmal chaotisch. „Da bekommt man einen seltenen Einblick in die Arbeitsweise der Mitbewerber.“ sagt er und lacht.
Sein eigenes Angebot ist auf Umzüge im Nahbereich zugeschnitten – etwa eine 2½-Zimmer-Wohnung ohne Keller und Küche. „Drei Dinge braucht man für einen guten Umzug“, erklärt er: „Einen, der weiß, was er tut (also mich), einen passenden Transporter und gute Ausrüstung wie Packdecken und Folien.“
Wenn er nicht mit dem Transporter unterwegs ist, ist Jörg Heinsohn mit dem Fahrrad auf Hamburgs Wegen zu finden, auch regelmäßig auf der Strecke entlang der S-Bahn bei Oberbillwerder. „Ich bin bequem. Mit Rückenwind fahre ich an der Bahn entlang, gegen den Wind lieber durch Boberg.“ Die Strecke ist für ihn nicht nur funktional, sondern auch schön: „Eine echte Pendlerroute für Radfahrer und Fußgänger.“
Für die Entwicklung von Oberbillwerder hat Jörg Heinsohn konkrete Anregungen. „Ich wünsche mir schöne und vor allem bezahlbare Wohnungen, das ist die Grundvoraussetzung. Und: Lade- und Parkmöglichkeiten für Transporter: „Solo-Selbstständige wie ich haben selten ein eigenes Firmengelände. Da wird’s schnell eng in Wohnquartieren.“
Auch an die Gemeinschaft denkt er: „Ich wünsche dem Projekt Fortschritt und Erfolg und dass sich der Wohnungsmarkt generell etwas entspannt.“ Und könnte er sich vorstellen, selbst in Oberbillwerder zu wohnen? „Klar! Wenn’s Fahrraddistanz zur Schule meiner Tochter hat und zum nächsten See nicht weit ist, wäre das top.“