„Unsere Nachbarschaft“ – Das Boberger Dünenhaus

Im Naturschutzgebiet Boberger Dünen leben Heidelerchen und Ringelnattern, blühen fünf verschiedene Orchideenarten, Nachtigallen singen im Moor um die Wette und am Abend ertönt aus den Marschgräben und Tümpeln ein Froschkonzert. Mitten in diesem Idyll, am Geesthang nördlich von Oberbillwerder, liegt das Boberger Dünenhaus.

Karen Elvers am Boberger Dünenhaus

Die Loki Schmidt Stiftung betreut und koordiniert hier viele Aktivitäten für den Naturschutz in der Boberger Niederung. Die Bestandsentwicklung seltener Arten und die Veränderung der Lebensräume werden regelmäßig untersucht und dokumentiert. In einer Arbeitsgemeinschaft mit Naturschutzverbänden und Behörden werden praktische Maßnahmen geplant und organisiert. Seit der Eröffnung im Jahr 1996 wird das Dünenhaus von Karen Elvers geleitet.

IBA Hamburg: Frau Elvers, Sie sind nun seit fast 30 Jahren Leiterin des Boberger Dünenhauses und haben damit einen Großteil Ihres Arbeitslebens hier verbracht. Wie kam es dazu?

Karen Elvers: Das war eine faszinierende Entwicklung. Als gebürtige Hamburgerin aus Wandsbek hatte ich zunächst keine Ahnung von den Boberger Dünen. Doch schon bei meinem ersten Besuch, bei dem ich mich mit einer Freundin verlief, war ich beeindruckt. Als Biologin war es damals schwierig, eine Stelle zu finden, also studierte ich nebenbei Lehramt. Mein Glück war es, dass ich hier eine halbe Stelle bekam, und seitdem bin ich Teil dieses Projekts.

IBA Hamburg: Sie erwähnten Loki Schmidt, die bei der Eröffnung des Dünenhauses anwesend war. Wie hat sie die Entwicklung beeinflusst?

Karen Elvers: Loki Schmidt war eine feste Größe im Vorstand und sehr aktiv, solange sie lebte. Ihre Präsenz und Unterstützung haben das Projekt enorm geprägt und vorangebracht. Sie hat mich tief beeindruckt.

IBA Hamburg: Ihre Arbeit als Leiterin ist sehr vielseitig. Können Sie uns einen Einblick geben?

Karen Elvers: Absolut. Meine Arbeit umfasst die Umweltpädagogik, die vom Kleinkind bis zu Senior:innen reicht, sowie das Biotopmanagement. Dazu gehört auch die Betreuung der Hütebeweidung des Gebiets. Von April bis September zieht ein Schäfer mit seiner Schaf- und Ziegenherde über die Heide und Trockenrasenflächen. Auch das ist praktische Naturschutzarbeit, denn die Tiere sollen die Flächen als vierbeinige Landschaftspfleger von immer wieder aufwachsenden Bäumen und Sträuchern freihalten.

Wir arbeiten zudem daran, das Naturschutzgebiet mit seinen verschiedenen Lebensräume zu erhalten.

IBA Hamburg: Wie gehen Sie mit dem Druck um, den das Naturschutzgebiet durch Naherholer:innen erfährt?

Karen Elvers: Grillpartys, Drachensteigen, Volleyball in den Dünen oder Mountainbikefahren und freilaufende Hunde. Der Druck ist definitiv da, aber wir versuchen, aufklärend und freundlich zu wirken. Viele Besucher:innen wissen gar nicht, was sie hier erleben können, daher setzen wir auf Bildung und Sensibilisierung. Leider sind hier schon einige Arten verlorengegangen. Früher brütete hier sogar der Pirol. Der fliegt jetzt höchstens noch über die Dünen hinweg.

IBA Hamburg: Sie erwähnten auch positive Erfahrungen. Können Sie uns davon berichten?

Karen Elvers: Oh ja, es gibt so viele schöne Momente. Die Freude über die Natur und die Entdeckungen, die man hier machen kann, überwiegen definitiv. Besonders erfüllend ist es, wenn man das Interesse und die Begeisterung bei den jungen Besucher:innen wecken kann, sei es bei den ForscherZwergen oder später bei den DünenDetektiven und Rangern. Wenn die irgendwann mit eigenen Kindern vorbeikommen, habe ich das Gefühl, bei einigen etwas erreicht zu haben.

IBA Hamburg: Abschließend, wie sehen Sie die Zukunft des Dünenhauses, insbesondere mit Blick auf den geplanten Bau des „Dünenforums“ und die Entwicklung von Oberbillwerder?

Karen Elvers: Der Bau des „Dünenforums“ wird sicherlich ein Höhepunkt meiner Zeit hier sein. Er zeigt, wie wichtig uns die Weiterbildung von Multiplikator:innen zur gemeinsamen Entwicklung und zum Erhalt des Gebietes sind. In Oberbillwerder streben wir eine gute Besucher:innenlenkung durch entsprechende Wegeführung an und wollen einen Naturerlebnisraum schaffen, der für alle zugänglich ist, ohne die Natur zu beeinträchtigen. Mehr Personal wäre natürlich wünschenswert, um diesen Zielen gerecht zu werden.

Weitere Informationen: https://loki-schmidt-stiftung.de/boberg

Totalansicht Boberger Dünenhaus außen